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Allgemeine Fragen zu NE und BNE (5)

BNE ist ein Akronym und steht für ‚Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung‘. BNE bezeichnet ein Bildungskonzept, das sich auf das politische Leitbild einer Nachhaltigkeit im Verständnis der Vereinten Nationen und auf die Idee der Bildung abstützt.

NE bedeutet ‚Nachhaltige Entwicklung‘. Nachhaltigkeit stellt eine übergeordnete Idee für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft dar.


Das Ziel einer BNE besteht darin, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, an der Konkretisierung der Idee Nachhaltigkeit teilzuhaben und diese mitgestalten zu können. Dazu müssen sie sich mit dem Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung und mit gesellschaftlich relevanten Fragen im Kontext einer Nachhaltigen Entwicklung altersangemessen auseinandersetzen.

 

Das Leitziel einer BNE lautet daher wie folgt:

„Die Schüler und Schülerinnen haben die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich an gesellschaftlichen Aushandlungs- und Mitgestaltungsprozessen in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung zu beteiligen. Sie besitzen ein Bewusstsein für die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung und die Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller in Bezug auf soziokulturelle, ökonomische und ökologische Entwicklungen sowie auf deren Zusammenwirken“ (Künzli & Bertschy, 2008, S.38).


Ein wesentlicher Grund, mit BNE bereits schon im Kindergarten einzusteigen, ist der Befund, dass schon in der frühen Kindheit Wertorientierungen ausgebildet werden, die relativ stabil über die Lebenszeit bleiben (Nunner-Winkler 2005, 2003, Keller 2001, de Haan 2009) – daher ist es wichtig, bereits mit jüngeren Kindern Werte und Normvorstellungen zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen. Verschiedene Studien zeigen ausserdem auf, dass bereits schon sehr junge Kinder sich in andere hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen können sowie über eigene Gerechtigkeitsvorstellungen verfügen. Diese Fähigkeiten sind die Bedingung für die Beurteilung von gerechten Lösungen. Es ist also möglich, an diesem Wissen und diesen Fähigkeiten im Kindergarten anzuknüpfen. Wenn Kinder schon früh die Gelegenheit haben, sich mit komplexen Konzepten wie beispielsweise Gerechtigkeit auseinanderzusetzen, können sie diese Konzepte weiter aufbauen und eigene Vorstellungen dazu ausbilden (de Haan 2009). Daher ist es wichtig, bereits mit jungen Kindern Gerechtigkeitsfragen zu thematisieren, und diese an ähnlichen Sachverhalten immer wieder aufzugreifen. Dadurch werden den Kindern Erkenntnisse sowie eine eigene Meinungsbildung und zunehmend fundiertere Beurteilungen von Sachverhalten ermöglicht – dies im Hinblick darauf, längerfristig die Kompetenzen zu erwerben, sich an der Mitgestaltung einer Nachhaltigen Entwicklung eigenverantwortlich beteiligen zu können.

Gerade im Kindergartenalter, und auch darüberhinaus, orientieren sich Kinder stark daran, was ihre Eltern und auch die Lehrpersonen als richtig und falsch, gut oder böse beurteilen. Dieser Umstand ist entwicklungspsychologisch gut belegt (Keller 2001, Youniss 1982). Gerade hier übernehmen Lehrpersonen eine besondere Verantwortung im Umgang mit Wertfragen, insbesondere in der Anregung eigener Werturteile und -begründungen (de Haan 2009).


Diese Gefahr besteht insofern nicht, da es bei einer BNE darum geht, Kinder und Jugendliche für die Idee und die Fragen einer Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, sie darin zu unterstützen, eine eigenständige Meinung zu entwickeln und zu vertreten und fundiert zu argumentieren. Sie sollen dazu befähigt werden, an einer Nachhaltigen Entwicklung mitgestalten zu können. Dazu ist es notwendig, dass sie selbst kritisch darüber nachdenken, ob nachhaltigkeitsrelevante Verhaltensweisen und Zielsetzungen dem Ziel Nachhaltigkeit dienlich sind oder nicht – auch die Idee der Nachhaltigkeit selber soll – insbesondere in höheren Schulstufen – durchaus kritisch beleuchtet und hinterfragt werden. BNE richtet sich deshalb gerade nicht darauf aus, Kinder und Jugendliche für die politische Idee Nachhaltigkeit zu instrumentalisieren und beispielsweise einen bestimmten Lebensstil vorzugeben. Es geht nicht darum die Visionen und Anliegen der älteren Generationen durch die nachfolgenden realisieren zu lassen, sondern die nachfolgende Generation zu eigenen Visionen zu befähigen.


BNE beschränkt sich nicht auf Umweltanliegen, sondern bezieht sich auch auf wirtschaftliche und sozio-kulturelle Anliegen; dies immer verbunden auch mit globalen und zukunftsbezogenen Fragestellungen – Umweltanliegen und -fragen sind damit nur ein Aspekt von BNE und immer im Zusammenhang mit anderen Dimensionen in den Blick zu nehmen. BNE hat zum Ziel, Schülerinnen und Schüler zur Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Gesellschaft zu befähigen.

BNE ist nicht ein grundsätzlich neuer fächerübergreifender Bildungsbereich, BNE beschreibt spezifische Anforderungen (z.B. Kompetenzen, didaktische Prinzipien), die sich aus der Idee der Nachhaltigkeit ergeben. BNE nimmt Aspekte aus anderen fächerübergreifenden Bildungsbereichen wie zum Beispiel der Umweltbildung, des globalen Lernens, der politischen Bildung auf und verbindet diese unter der Perspektive einer Nachhaltigen Entwicklung miteinander.


Fragen zum didaktischen Konzept einer BNE (2)

Es gibt keine rezeptartigen Vorgehensweisen, welche immer erfolgsversprechend sind. Wichtig ist ein Bewusstsein der Lehrperson dafür, dass im Kindergarten erste Schritte im Hinblick auf die Kompetenzen einer BNE erfolgen können und sollen und den Kindern damit wesentliche Bildungserfahrungen ermöglicht werden. In den Umsetzungsheften ‚Wald‘ und ‚Schuhe‘ der Lehrmittelreihe Querblicke liegen exemplarisch zwei Unterrichtseinheiten vor, welche eine mehrfach erprobte Möglichkeit für die Umsetzung von BNE im Kindergarten präsentieren. Es werden bedeutsame Aspekte einer BNE (z.B. ökonomische Zieldimension, global-lokale Zusammenhänge) insofern vereinfacht, als sie konkret erlebbar gemacht werden. Manche Kompetenzen einer BNE wie beispielsweise das Entwickeln einer Vision im Hinblick auf eine NE werden in kleinen Schritten angeregt, ohne die Kinder dabei zu überfordern. Ein Grundanliegen der Querblicke-Hefte ist jedoch, an den Kompetenzen einer NE kontinuierlich zu arbeiten und sie Schritt für Schritt zur Entfaltung zu bringen.

Ein weiteres wichtiges Grundanliegen der Querblicke-Reihe ist auch die Einsicht, dass BNE nicht innerhalb eines Schuljahres abgeschlossen werden kann, sondern im Sinne eines Spiralcurriculums über die Schulzeit hinweg langsam aufzubauen ist. Beim Erwerb der NE-relevanten Kompetenzen handelt es sich grundsätzlich um einen lebenslangen Lernprozess, der bereits im Kindergarten angeregt werden kann.


Relevant für Unterricht im Rahmen einer BNE sind sieben didaktische Prinzipien. Zu den allgemeinen Prinzipien gehören: Zugänglich, Handlungs- und Reflexionsorientierung, entdeckendes Lernen sowie die Verbindung von formalem und materialem Lernen.

Zu den BNE-spezifischen Prinzipien gehören: Visionsorientierung, vernetzendes Lernen und Partizipationsorientierung. Diese Prinzipien sind deshalb spezifisch für BNE-Unterricht, da sie sich direkt aus den Anforderungen an die Leitidee Nachhaltigkeit ergeben. Wird diesen Prinzipien bei der Planung und Umsetzung von BNE-Unterricht nicht Rechnung getragen, so können wesentliche Kompetenzen, die bedeutsam sind für das Mitgestalten einer Nachhaltigen Entwicklung, nicht erworben werden. So geht es beim Prinzip der Visionsorientierung beispielsweise darum, dass die Idee der Nachhaltigkeit in ihrer optimistischen Ausrichtung erkennbar wird und erhalten bleibt und die Ideen der Kinder im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen nicht durch Katastrophenszenarien blockiert resp. vorzeitig eingeschränkt werden.

Diese Prinzipien leisten Orientierungshilfe sowohl für die Planung der Lernaufgaben, als auch das konkrete Handeln im Unterrichtsgeschehen. Die Prinzipien ermöglichen der Lehrperson dadurch Reflexion in Bezug auf die eigene Haltung zu einer BNE. Konkret ist damit folgendes gemeint: Lehrpersonen sind nicht nur Vermittler von Wissen, sondern auch von Haltungen und Wertvorstellungen. Im Rahmen von BNE-Unterricht ist erforderlich, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, sich ihrer eigenen Vorstellungen bewusst zu werden, diese zu ändern oder auch beizubehalten – sofern sie ihre Handlung fundiert begründen können. Damit die Lehrperson im Unterricht spontan und adäquat auf Wertäusserungen der Schülerinnen und Schüler eingehen kann, ist es notwendig, dass sie ihrer eigenen Werthaltungen bewusst ist. Die Auseinandersetzung mit den spezifischen didaktischen Prinzipien regen dazu an.


Fragen zur konkreten Umsetzung von BNE (5)

Kinder sind heute in hohem Masse in die Entscheidungsprozesse in der Familie eingebunden und sind beteiligt an Entscheidungsfindungen. Es geht im Unterricht nicht darum, Kindern das „richtige“ Verhalten und die „richtigen“ Entscheidungen vorzugeben und damit zu rechnen, dass sie die Eltern beeinflussen. Die Kinder werden aber durch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themenbereichen, die selbst als richtig erachtete Entscheidvariante zuhause vertreten und damit auch in Widerspruch zu Entscheidungen und Werthaltungen der Eltern gelangen. Deshalb ist es wichtig, den Eltern aufzuzeigen, was der Unterrichtsinhalt und die Unterrichtsziele der jeweiligen Themen sind. Es soll ein Unterricht gestaltet werden, in dem es möglich ist, mit den Kindern diese Widersprüche zu thematisieren und aushalten zu lernen.


NMG – Natur, Mensch, Gesellschaft ist gemäss Lehrplan 21 ein Schulfach, das die vier inhaltlichen Perspektiven Natur und Technik (NT), Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH), Räume, Zeiten, Gesellschaften (RZG) und Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) umfasst. Für den NMG-Unterricht gibt es vorgegebene Kompetenzstufen und zu bearbeitende Inhalte (bspw. Wasserkreislauf, Stromkreis, Rohstoffkreislauf, Altsteinzeit oder auch ‚Schöpfungsmythen‘). Das Ziel von NMG besteht darin, Kindern Orientierung in der Welt zu ermöglichen, diese zu verstehen, aktiv mitzugestalten und darin verantwortungsvoll zu handeln.

BNE hingegen ist in der Schweiz kein Schulfach mit vorgegebenen Kompetenzstufen und Inhalten. BNE wurde in den Lehrplan 21 als Sammelbegriff für verschiedene Bildungsanliegen aufgenommen und trägt somit unterschiedlichen inhaltlichen und konzeptionellen Interessen Rechnung. Alle Schulfächer weisen in den Kompetenzstufen jeweils Querbezüge zu BNE aus.

Aus unserer Sicht ist jedoch ein engeres Verständnis von BNE zu befürworten: BNE als Bildungsanliegen mit spezifischen Anforderungen mit Blick auf die Ziele, Inhaltsauswahl, die didaktischen Prinzipien und die Rolle der Lehrperson, die erst in ihrer Kombination BNE ausmachen

So verstanden spielt BNE insbesondere im NMG Unterricht eine bedeutende Rolle, ist aber in Bezug auf seine Ausrichtung spezifischer: Bei Unterricht im Rahmen einer BNE gilt es, die Themen nach spezifischen Kriterien auszuwählen. Die Themen müssen so ausgewählt und auch inhaltlich ausgerichtet werden, dass Bezüge zum Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung möglich werden. So werden die Themen daraufhin überprüft, ob es sich um gesellschaftlich relevante Aspekte handelt, die auch künftig eine bestimmte Wichtigkeit einnehmen, bei denen Fragen der intra- und intergenerationellen Gerechtigkeit eine Rolle spielen. Themen einer BNE passen – da es sich um interdisziplinäre Themen und Fragestellungen handelt – gut in den NMG-Unterricht.

BNE unterscheidet sich auch mit seiner explizit geforderten Zukunftsorientierung (didaktisches Prinzip der Visionsorientierung) und Interdisziplinarität (didaktisches Prinzip des vernetzenden Lernens) vom NMG-Unterricht.

Aus diesen Überlegungen folgt, dass BNE in jedem Fall NMG-Unterricht ist bzw. enge Bezüge zu NMG aufweist. Umgekehrt ist jedoch nicht jeder NMG-Unterricht auch BNE und nicht jedes NMG-Thema geeignet für den Unterricht im Rahmen von BNE.


Der Unterricht im Rahmen einer BNE ist nicht zwingend aufwändiger als NMG-Unterricht.

Bei der Planung von Unterricht im Rahmen einer BNE wird zum Teil anders vorgegangen als bei der Planung von NMG. Der Grundlagenband Querblicke sieht die BNE-Lernlandschaft als Planungsmodell und Instrument für die Vorbereitung von BNE-Unterricht vor. Die Planung orientiert sich dabei – wie jeder Fachunterricht – an übergeordneten Bildungszielen und richtet sich nach den Lernzielen einer BNE sowie den wesentlichen didaktischen Elementen einer BNE aus. Der Phasenaufbau und die Choreografie der Lernanlässe gliedern den Unterricht in Etappen. Die dem Unterricht übergeordnete Leitfrage (gesellschaftlich relevante Fragestellung) entsteht aus der Auseinandersetzung mit der Sachanalyse. Für den Unterricht wird entlang der Fragestellung und der fünf Phasen eine Choreografie der Lernanlässe entwickelt und dementsprechend umgesetzt. Das Lehrmittel Querblicke bietet dabei viele Umsetzungshilfen an. Dadurch werden die Planung und die Durchführung des Unterrichts erleichtert und der Aufwand wird reduziert.


Es gibt eine Vielzahl von Themen bzw. Fragestellungen, die sich für den BNE-Unterricht eignen. Kennzeichen dieser Themen ist, dass sie gesamtgesellschaftliche Bedeutung besitzen, also für unsere Gesellschaft wichtig sind. Es lassen sich sehr viele, im NMG weit verbreitete und auch aktuelle Themen gemäss den Kriterien für BNE-Inhalte ausrichten.

Beispiele für die Kindergartenstufe: Was ist ein glücklicher Bär?

Beispiele für 1./ 2. Klasse: Was ist ein gutes Spielzeug? Was braucht es, bis wir 1 Liter Milch nutzen können? Was wäre, wenn Schokolade gratis wäre? Wie wertvoll ist eine Dattel?

Beispiele für 3./4. Klasse: Wann ist Saisongemüse besser? Wie wichtig sind Bienen für uns? Braucht es den Wolf in der Schweiz? Welchen Wert hat Schweizer Käse?

Beispiele für 5./6. Klasse: Was ist guter Winter-Tourismus in der Region X? Gibt es schlechte Energie? Was steckt alles in einer Batterie? Welchen Wert hat ein m2 Boden? Wie viel Regenwald können wir nutzen?

Beispiele für Sek 1: Gibt es Food-Waste wirklich? Urban Gardening – vertical gardening: eine Alternative zur Ernährungsversorgung?

Beispiele für Sek 2: Welche gesellschaftliche Bedeutung haben virtuelle Netzwerke und welche Rolle könnten sie für eine NE spielen? Wie könnte eine ökonomisch-ökologisch und sozio-kulturell ausgewogene Gestaltung einer Wohnsiedlung aussehen? Wie kann mit Migration und Integration im Sinne einer NE umgegangen werden? Was bedeutet es, Anspruch auf ein „gesundes und langes Leben“ zu haben?


Die Lehrmittelreihe Querblicke besteht aus Print-Produkten und Online-Angeboten. Die unterschiedlichen Print-Produkte einerseits verfolgen bestimmte Zielsetzungen. Der Grundlagenband zeigt die für Querblicke relevanten theoretischen und didaktischen Grundlagen auf. Die Umsetzungshefte beinhalten exemplarische Verläufe von Unterricht zu spezifischen Themen. In diesen Heften wird auch gezeigt, wie das Planungsmodell BNE in der Form der BNE-Lernlandschaften zum Einsatz kommt. Die Instrumenten-Box umfasst verschiedene Unterrichtsmethoden, welche innerhalb von BNE-Unterricht, aber auch unabhängig von BNE eingesetzt werden können.

Die verschiedenen Online-Angebote andererseits sind auf der Website www.querblicke.ch zu finden. Neben dem Zugang zu Unterrichtsmedien und -materialien (E-Instrumente, inhaltliche E-Module, Kopiervorlagen) finden sich auf der Webseite unterschiedliche Möglichkeiten für Information rund um BNE (Beratungskontakt, Forum Querblicke‘, Kurshinweise, FAQ’s).