Von einem Niedriglohnland oder auch Billiglohnland spricht man, wenn ein grosser Teil des Bruttosozialprodukts durch gering bezahlte Arbeit erbracht wird. Gemäss OECD spricht man von Niedriglohn, wenn dieser Lohn unterhalb von zwei Dritteln des nationalen Medianbruttolohns der Vollzeitbeschäftigten eines Landes liegt. Der Medianlohn bestimmt sich als mittlerer Lohn aller effektiv gezahlten Bruttolöhne. Das heisst, dass eine Hälfte der Beschäftigten mehr und die andere Hälfte weniger als der Medianlohn verdient.
Wenn von Billiglohnländern gesprochen wird, so sind vor allem Entwicklungsländer gemeint. So stammen beispielsweise die Kleider, die wir tragen, mit grosser Wahrscheinlichkeit aus einem Entwicklungsland. Diese sind weitaus ärmer als die westlichen Länder, die diese Produkte importieren. Arbeitnehmer dieser Länder erhalten einen Bruchteil der Entlöhnung, die für vergleichbare Arbeit in westlichen Ländern bezahlt wird. Die Löhne pro Stunde liegen unter einem Dollar oder teilweise sogar unter 50 Cent. Mangelnde Alternativen auf dem Arbeitsmarkt aber auch schlechte Arbeitsbedingungen sind charakteristisch für solche Volkswirtschaften. Gegner rund um die Antiglobalisierungsbewegung sehen den Freihandel als Ursache schlechter Löhne. Tatsächlich ist die Zunahme des Industriegüterimports von Entwicklungsländern in westliche Länder eine wesentliche Veränderung in der jüngeren Weltwirtschaft. Zu den Ländern, die von niedrigen Lohnkosten betroffen sind, zählen China, Indien, Thailand, Indonesien aber auch die meisten Länder in Lateinamerika und dem osteuropäischen Raum.

Der Kampf gegen weltweite Niedriglöhne ist ein wichtiges Anliegen der Globalisierungskritik. Die Beweggründe sind seit dem Aufkommen der Globalisierungskritik anfangs der 90er Jahre nicht dieselben. So richtete sich die aus den USA herrührende Kritik anfänglich gegen Importe aus Entwicklungsländern in Sorge um den dadurch entstehenden Druck auf die inländischen Löhne gering qualifizierter Arbeiter. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre verschob sich der Fokus auf die weltweite Problematik niedriger Löhne und schlechter Arbeitsbedingungen. Am Beispiel der durch Wal Mart vertriebenen Kleidung wurde 1996 das Thema der schlecht entlohnten Belegschaften in Honduras medienwirksam aufgerollt.

 

Literatur:

 

Krugman, P. R. & Obstfeld, M. (2006). Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Aussenwirtschaft (7. Aktualisierte Auflage). München: o.V. S. 351f.