Ein wesentlicher Grund, mit BNE bereits schon im Kindergarten einzusteigen, ist der Befund, dass schon in der frühen Kindheit Wertorientierungen ausgebildet werden, die relativ stabil über die Lebenszeit bleiben (Nunner-Winkler 2005, 2003, Keller 2001, de Haan 2009) – daher ist es wichtig, bereits mit jüngeren Kindern Werte und Normvorstellungen zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen. Verschiedene Studien zeigen ausserdem auf, dass bereits schon sehr junge Kinder sich in andere hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen können sowie über eigene Gerechtigkeitsvorstellungen verfügen. Diese Fähigkeiten sind die Bedingung für die Beurteilung von gerechten Lösungen. Es ist also möglich, an diesem Wissen und diesen Fähigkeiten im Kindergarten anzuknüpfen. Wenn Kinder schon früh die Gelegenheit haben, sich mit komplexen Konzepten wie beispielsweise Gerechtigkeit auseinanderzusetzen, können sie diese Konzepte weiter aufbauen und eigene Vorstellungen dazu ausbilden (de Haan 2009). Daher ist es wichtig, bereits mit jungen Kindern Gerechtigkeitsfragen zu thematisieren, und diese an ähnlichen Sachverhalten immer wieder aufzugreifen. Dadurch werden den Kindern Erkenntnisse sowie eine eigene Meinungsbildung und zunehmend fundiertere Beurteilungen von Sachverhalten ermöglicht – dies im Hinblick darauf, längerfristig die Kompetenzen zu erwerben, sich an der Mitgestaltung einer Nachhaltigen Entwicklung eigenverantwortlich beteiligen zu können.

Gerade im Kindergartenalter, und auch darüberhinaus, orientieren sich Kinder stark daran, was ihre Eltern und auch die Lehrpersonen als richtig und falsch, gut oder böse beurteilen. Dieser Umstand ist entwicklungspsychologisch gut belegt (Keller 2001, Youniss 1982). Gerade hier übernehmen Lehrpersonen eine besondere Verantwortung im Umgang mit Wertfragen, insbesondere in der Anregung eigener Werturteile und -begründungen (de Haan 2009).


Posted in: Allgemeine Fragen zu NE und BNE

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