Verhaltenskodex oder Verhaltenskodices sind Zusammenstellungen von Normen in Bezug auf das erwünschte Verhalten insbesondere internationaler Unternehmungen. Diese Normen umfassen Bereiche, die nicht durch das internationale Recht abgedeckt sind. Sie sind dementsprechend als Empfehlungen zu verstehen und werden meist freiwillig in Form von Deklarationen oder Chartas mit stark programmatischem Charakter abgefasst. Die Ursache der Verhaltenskodices liegt in der Absicht zur Schliessung von Lücken in den Bereichen des Gesellschafts-,  Gewerbe- und Arbeitsrecht, was der unterschiedlichen Ausformung dieser Rechte über Staaten hinweg geschuldet ist. Sie sollen die Stärkung des Kontrollpotenzials über internationale Unternehmungen dienen.

Der Problematik von Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Löhnen unter der Mindestnorm, fehlender Sicherheit am Arbeitsplatz, zu hohen Regelarbeitszeiten etc. begegnen Unternehmen oder Industrie- und Handelsverbände sowie Industriebranchen weltweit mit Verhaltenskodices. Diese basieren häufig auf der Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), welche von einer  Sonderorganisation der UNOentwickelt wurde.

Die 2003 von der Foreign Trade Association (FTA) in enger Abstimmung mit der Wirtschaft ins Leben gerufene „Business Social Compliance Initiative“ (BSCI), die sich ihrerseits ebenso auf die Kernarbeitsnormen der ILO stützt, diente angesichts der verschieden existierenden Verhaltenskodizes und Überwachungssystemen in europäischen Ländern in erster Linie dazu, die Massnahmen in Handel und Industrie zu vereinheitlichen und als europäische Gemeinschaftslösung zu verankern. Als Mitglieder der BSCI setzen Wirtschaftsunternehmen deren sozialen und ethischen Standards in den Betrieben ihrer Zulieferer um. Unabhängige Zertifizierungsgesellschaften vor Ort überprüfen die Erfüllung in sogenannten Audits.

 

Literatur:

 

Campe, S. & Rieth, L. (2007). Wie können Corporate Citizens im Global Compact voneinander lernen? Bedingungen, Hemmnisse und Bewertungskriterien. Diskussionspapier des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg.

 

Gabler, Th. (Hrsg.) (2010). Gabler Wirtschaftslexikon (17. Auflage). Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag/GWV Fachverlage GmbH. S. 3197.

 

Foreign Trade Association (Hrsg.) (2009). BSCI System: Regeln und Funktionsweise. Brüssel: o.V.