Der Vorwald beschreibt einen Waldtypus, der durch menschlichen Einfluss oder natürlich auf waldfreien Fläche entsteht. Der Vorwald besteht aus schnell wachsenden Pionierbaumarten (Birke, Erle, Aspe, Weiden). Den darunter nachwachsenden Hauptbaumarten dient das Kronendach der Pioniere als Schutz vor Frost und Hitze. Sobald die Hauptbaumarten nachgewachsen sind, ist es in der Waldbewirtschaftung eine gängige Praxis, den Vorwald Zug um Zug zu entfernen.

Der Begriff des Vorwalds verweist auf die Bemühungen, die Entwicklung des Waldes typologisch fassbar zu machen. Diese Typologie dient der Vereinfachung zwecks Ordnung. Dabei werden aus einer Fülle von naturgegebenen Erscheinungsformen typische herausgepflückt und für den Merkmalvergleich innerhalb einer Gruppe ähnlicher Formen als repräsentativ erachtet. Solche Extrempunkte einer möglichen Waldentwicklung sind aber eingebettet in ein breites Kontinuum weiterer Erscheinungsformen. Der klassische Ansatz der frühen Ökologie idealisiert in der Waldentwicklung besonders das Endstadium als Gleichgewichtszustand. Diese sogenannte Klimax-Gesellschaft (Klimax = Gipfel, Höhe) gilt als schnellstmöglich anzustrebendes Ziel in einem fortschreitenden Entwicklungsprozess. Die vorgeschalteten Sukzessionsprozesse werden in jedem Fall als zielführend hin zur Endstufe erachtet. Die Klimax-Gesellschaft als Endstufe wird in diesem Modell als harmonischer Ruhezustand erachtet, der sich im Fall von Störungen schrittweise wieder einstellt.

 

Literatur:

 

Burschel P. & Huss, J. (1997). Grundriss des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis, (2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage). Berlin: Parey. S. 180.

 

Leibundgut, H. (1984). Die Waldpflege. Bern: Haupt. S. 25.

 

Scherzinger, W. (1996). Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung, Stuttgart: Ulmer. S. 111f., 177f.

 

Waldarbeitsschulen der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.) (1993). Der Forstwirt (4. korrigierte Auflage), Stuttgart: Eugen Ulmer. S. 81.